Er hat vielleicht den spannendsten Job in der Stadt – und trägt den passenden Namen: Helge Wassermann plant einen neuen See für Recklinghausen und ein komplett neues Stadtquartier für Tausende Menschen. Der See wird Mittelpunkt eines Quartiers mit rund 900 Wohneinheiten auf dem Areal der ehemaligen Trabrennbahn. Ein und Mehrfamilienhäuser, Eigenheime, Miet- und Sozialwohnungen, Spielzonen für Kinder und teils autofreie Promenaden zum Flanieren am Seeufer sieht der Masterplan „Leben am See“ vor. Ein spektakuläres Großprojekt, das Recklinghausen über die Stadtgrenzen hinaus attraktiv macht – aber auch die angrenzenden Stadtteile beleben soll. Damit das funktioniert, werden verschiedene Projekte im Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) Hillerheide zusammen gedacht und vorangetrieben. So hat Helge Wassermann als Projektleiter bei der Stadtentwicklungsgesellschaft Recklinghausen GmbH (SER) nicht nur die Trabrennbahn, sondern die komplette Umsetzung des ISEK im Blick. „Wir wollen hier keine Insel schaffen, die als Fremdkörper in die gewachsenen Strukturen gepflanzt wird“, erklärt Wassermann. Das neue Wohngebiet werde mit der „alten Hillerheide“ eng verknüpft, verspricht auch Bürgermeister Christoph Tesche: „Von diesem ambitionierten Projekt profitiert unsere ganze Stadt und besonders der Ortsteil Hillerheide.“
Freiräume und Kühlung
Dass dieser Anspruch ernst ist, lässt sich anhand der Masterplanung des renommierten niederländischen Büros „De Zwarte Hond“ nachvollziehen: „Diesen See hätte kein privater Investor finanziert“, versichert Projektleiter Helge Wassermann. Statt das Quartier maximal zu verdichten und mehr Gebäude zu bauen, sollen der zentrale See und großzügiges Grün Freiräume bilden, die hohe Wohnqualität am Wasser, aber auch Naherholung und Kühlung versprechen. „Mit dem Leitmotiv Leben am See schaffen wir etwas Unverwechselbares, Einzigartiges“, glaubt Christoph Tesch Allein von den Dimensionen ist das Projekt ambitioniert: 34 Hektar Fläche umfasst das Areal. Das zentrale Element bildet der See, der mit 5,5 Hektar (oder 7,5 Fußballfeldern) künftig das größte Gewässer Recklinghausens sein wird. Seine ovale Rundung zeichnet die Form der Trabrennbahn nach und erinnert an die Ursprünge des Areals, das mehr als ein Jahrhundert dem Pferderennsport diente. Nun wird ein Name für den See gesucht, der zur Geschichte Hillerheides passt und die Bezüge zum Stadtteil verdeutlicht. Nur wenige Gehminuten vom Gertrudisquartier oder der Maybacher Heide entfernt, lädt das Seeufer mit einer Promenade, Sitzstufen und schattenspendenden Bäumen zum Spazieren und Verweilen ein. Ende September soll der Rat das Startsignal für den ersten von insgesamt sechs Bebauungsplänen geben, so dass bei Rechtskraft 2024 mit dem Bau der Infrastruktur begonnen werden kann. Für den See gibt es ein eigenes wasserrechtliches Planfeststellungsverfahren. „Wenn alles gut geht, können wir im Frühjahr oder Sommer 2026 die Einweihung des Sees feiern“, hofft Wassermann.
Grüner Wall als Parklandschaft
Weitere Freiräume schafft die rund 6 Hektar große Parklandschaft im Süden. Hier wurde bereits ein zwölf Meter hoher Wall als Schallschutz zur A2 angelegt. Verblüffender Effekt: Hinter dem mächtigen Landschaftsbauwerk hört man von der Autobahn so gut wie nichts. Der sanft ansteigende Hügel wird mit klimaresilienten Bäumen begrünt und soll mit Aussichtspunkten auf den See, Kleinkinder- und Abenteuerspielplatz, Sportwiese und Schaukelwald weiteren Freizeitwert bieten. Rund um den See sollen bis 2030 bis zu 300 Eigenheime und 60 Mehrfamilienhäusern mit rund 600 Wohneinheiten entstehen, ein erheblicher Anteil davon im geförderten Wohnungsbau. „Unser Ziel ist ein lebendiges und vielfältiges Quartier, in dem sich Junge und Alte wohlfühlen“, so Wassermann. Dafür sorgt auch das Prinzip der kurzen Wege: Im Norden an der Blitzkuhlenstraße sind Kita und Grundschule ebenso vorgesehen wie Flächen für Nahversorger und Ärzte. „Ob junge Familien oder Senioren – sie sollen alles im Quartier finden“, erklärt Helge Wassermann.
Ausstrahlen in die Südstadt
Nicht zu vergessen: See und Quartier werden eine wichtige Scharnierfunktion zwischen Stadtmitte und Südstadt haben. Im Zusammenspiel mit dem neuen Einkaufszentrum südlich der A2 entsteht hier ein Attraktivitätsanker, der weit in den Süden Recklinghausens ausstrahlen und das gesellschaftliche Leben, Handel, Kultur- und Vereinslandschaft beflügeln dürfte. Um solche Verbindungen zu stärken, sieht das ISEK Hillerheide auch den Ausbau der Radwege rund um das Quartier vor: Hier soll der Florian-Polubinski-Weg zur durchgehend asphaltierten Radtrasse komplettiert werden, an der Radler einen Stopp in der Gastronomie am See einlegen könnten. Gut möglich, dass das funktioniert – insbesondere, wenn der neue Wasser- und Erlebnispark „Emscherland“ künftig mehr Freizeit-Pendler in den Süden zieht.
http://www.isek-hillerheide.de
Dort können sich Interessierte an einem Baugrundstück oder einer Immobilie über ein Kontaktformular in die Interessentenliste eintragen.