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Mehr Lebensqualität für die Südstadt
Foto: Volker Beushausen

Mehr Lebensqualität für die Südstadt

Lesedauer: ca. 4 Min. | Text: Stefan Prott

Das könnte ein großer Wurf werden: Nach zweieinhalb Jahren Vorarbeit liegt ein Rahmenkonzept zum iseK Bochumer Straße vor. Auf 200 Seiten findet sich eine Fülle von Ideen für Verkehr, Freiräume und Stadtbild. Und das Konzept soll Basis für eine Millionenförderung werden, die den Kern der Südstadt aufwerten könnte.

Als das Rahmenkonzept im Bürgerhaus Süd gleich wurde, war die vielleicht wichtigste Botschaft: Es wird ernst mit dem Umbau der Südstadt. Zumindest, wenn es gelingt, für die Jahre ab 2027 Fördermittel zu akquirieren. Neu ist der Fokus: Statt die Bochumer Straße in der Länge anzugehen, soll die Umsetzung in einem kompakten Betrachtungsraum starten – ein „liegendes Z“, das den Körnerplatz und das Bürgerhaus Süd, den Stadtteilkern mit Theodor- Körner-Straße, Neumarkt und Marienstraße einschließt.

Den Wert des Körnerplatzes erkannt

Rückblende: Noch vor einem Jahr, bei der ersten Bürgerbeteiligung vor Ort, war auf der grünen Wiese am Bürgerhaus der Bau eines Parkhauses im Gespräch – eine Idee, die bei Anwohnern Befremden auslöste. Jetzt scheinen die Planer den Wert des Körnerplatzes erkannt zu haben: Das Areal rund ums Bürgerhaus sei „eine der wesentlichen Freiflächen im Stadtteil“, die aktuell aber zu wenig Aufenthaltsqualität biete, erklärte die Technische Beigeordnete Christina Kutschaty. Deshalb wird das ISEK schon zum Start einen Fokus auf diesen Bereich legen: „Wir wollen die Grundidee des Bürgerhauses wieder beleben“, so Kutschaty. Ideen dafür gibt es viele: Das ver­ schlossen wirkende Gebäude könnte nach außen mehr geöffnet, der Vorplatz durch einen Pocket-Park attraktiver und grüner gestaltet werden, zumal schon für Ende 2025 eine Neuverpachtung der Gastronomie im Gespräch ist und hier ein Biergarten vorstellbar wäre. Auch fürs Innenleben des Bürgerhauses macht das Büro „plan-lokal“ eine Fülle von Vorschlägen: Kurse der VHS, Sport- und Bewegungsangebote, thematische Flohmärkte und ein Mütter-Kind- Café seien denkbar. Um konkreter zu werden, stellt die Stadt 50.000 Euro für eine Konzeptstudie zum neuen Bürgerhaus bereit.

Neumarkt, Knauf‘sches Eck und Marienstraße

Es gibt weitere charmante Ideen: Gegenüber der Marienkirche könnte die asphaltierte Stichstraße entsiegelt werden und ein neuer Pocket-Park entstehen, der unter Platanen zum Verweilen und Boule-Spielen einlädt. Auf dem Neumarkt soll der Spielplatz saniert, die Ränder begrünt und Außengastronomie angesiedelt werden. Zwei Verdichtungen zielen auf eine Verbesserung des Stadtbildes: Das „Knauf‘sche Eck“ zwischen Bochumer und Theodor-Körner-Straße soll mit Angeboten für Laufkundschaft sowie Wohnraum in den oberen Geschossen bebaut werden. Genauso könnte die Baulücke gegenüber der Sparkasse und der wenig genutzte Parkplatz hinter der alten Post für den Neubau von Büros, Wohnungen und Quartiersgarage genutzt werden.

Hoffnung für die Bochumer Straße

Und die Bochumer Straße? Sie soll laut Vorstellung der Planer künftig nicht nur Verkehrsader, sondern „Teil des Stadtraums“ werden – mit mehr Aufenthaltsqualität und einer klimaresilienten Gestaltung, die das Leben und Einkaufen hier auch bei den zu erwartenden Hitzesommern der Zukunft angenehmer macht. Noch braucht man viel Fantasie, um sich hier einen attraktiven Stadtraum vorstellen zu können: Seit der Sperrung der A43 für den Schwerlastverkehr rollen täglich Hunderte Lkw über die Bochumer Straße, und die Dauerbelastung seit mehr als vier Jahren hat schwere Schäden auf den Fahrbahnen hinterlassen. Immerhin: Die Autobahngesellschaft hat die Fertigstellung der Emschertalbrücken für 2027 in Aussicht gestellt. Das verspricht Entlastung, denn vor der Sperrung fuhren täglich 11.000 Lkw über die Autobahn, von denen viele jetzt den Weg durch die Südstadt suchen. So öffnet sich ein Zeitfenster für die Sanierung der Bochumer Straße. Das ISEK schafft auch dafür die Planungs- grundlagen und Zugang zu einer Förderkulisse: Im nächsten Jahr will die Stadt eine Verkehrszählung durch­ führen und ein Konzept für Parkraum und Nahmobilität erstellen. Wenn alles gut läuft, könnten im Herbst 2026 Fördermitteln für kommunalen Straßenbau beantragt werden – mit bis zu 70 Prozent Landesanteil.

Diskussion um kostbaren Raum

Bis dahin dürfte über die Aufteilung um den „kostbaren Straßenraum“ auf der engen Bochumer Straße noch viel diskutiert werden. Die Vorplanung für das ISEK sieht einen „Multifunktionsstreifen“ neben dem Gehweg vor, der je nach Situation für neue Bäume und Grün, Ladezonen oder auch Kurzzeitparkplätze genutzt werden könnte. Und noch eins ist klar: Der Radverkehr wird auf der Bochumer Straße höhere Priorität bekommen. Denn Fördermittel werden nach neuesten Richtlinien nur noch be­ willigt, wenn mindestens 2 Meter breite Radstreifen auf beiden Straßenseiten vorgesehen sind. Nach aktuellem Stand könnten diese neuen Radstreifen zwischen Fahrbahn für Pkw und Multifunktionsstreifen liegen. Beim Thema Parkraum sind die Planer entspannt: Trotz gefühlter Knappheit hätten die beauftragten Büros festgestellt, dass „der Parkdruck im Stadtteil gar nicht so hoch ist“, so Verkehrsdezernent Axel Fritz.

Der Traum von der Stadtbahn

Bleibt der ferne Traum von einer Straßenbahnline zwischen Recklinghauaen und Herne, der von manchen in der Politik befeuert, aber von Experten als unrealistisch eingeschätzt wird. Die Verwaltung verfolge die Debatte aufmerksam, sagte Christina Kutschaty – aber beim Umbau der Bochumer Straße könne man eben „nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten“. Für die Planung der Straßenumbaus stellt die Stadt daher schon jetzt 1,2 Millionen Euro aus Eigenmitteln bereit – ein starkes Signal für die Südstadt.

Info
Stadt Recklinghausen

Rathausplatz 3/4
45657 Recklinghausen

www.recklinghausen.de

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