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Klassenkampf und Kitsch?
Foto: Felix Kleymann

Klassenkampf und Kitsch?

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Karoline Jankowski

Mehr als ein Schlagabtausch: Wrestling steht für Grenzenlosigkeit, Toleranz und Vielfalt. Patrick „Cy“ Bork aus Recklinghausen liebt die Kunst dieses Sports seit seiner Kindheit. heute steht er selbst im Ring.

Wrestling ist eine Sportart mit Kultstatus. Bekannte Namen wie The Undertaker oder Rey Mysterio sorgten in den 90ern für spektakuläre Auftritte in eindrucksvollen Kostümen und tosenden Applaus für, nun, aufs Maul hauen - denkt man. Doch das Subtile ist keineswegs Mittel der Wahl – im Gegenteil. „Es ist wie Theater, mit einer ausge- feilten Dramaturgie. „Wir sind ein Ensemble und unsere Show ist die Geschichte, die wir erzählen“, sagt Patrick, der für die deutsche Wrestling-Promotion „wXw“ in den Ring, seine Bühne, steigt. Kämpfen ist hier nicht das Stichwort. Suplex, Cobra Clutch oder Atomic Bomb sind Elemente einer Choreografie in mehreren Akten. Am Ende steht das große Finish. Patrick plädiert mit glühender Vehemenz: “Wrestling ist kein Fake, es ist Entertainment - ein großer Unterschied!“ Bei „Alarm für Cobra 11 werden schließlich auch nicht ständig Menschen in die Luft gesprengt. Trotz Show-Charakter ist Wrestling eine anspruchsvolle Sportart, Sportlerinnen und Sportler leisten kognitiv wie körperlich einiges. Wo Entertainment, Schauspielkunst und Belastung aufeinander treffen, sind Disziplin und Energie essentiell. Auch gesellschaftliche Diskurse werden nicht vernachlässigt: Patricks Kindheitsheld ist Bret Hart, archaische Ikone der 90er - mit knallpinker Hose und Herzchen auf dem Quadrizeps. Sozusagen der lässige Mittelfinger gegen Konventionen. Im Wrestling gibt es keine Kampfklassen, keine Trennung - im Ring steht man zusammen: Frauen, Männer, Groß, Klein, Muskelpakete und wendige Athleten.

Anstelle des üblichen Feierabendbiers gibt es beim Training im Hallenbad an der Herner Straße einen geschmeidigen Schluck Chlorwasser. Hier trainiert der TC Sepia neben konventionellen Tauchkünsten eine eher außergewöhnliche Sportart: Unterwasser-Rugby. Tauchsport, Teamgeist und Tiefgang – die Heilige Dreifaltigkeit der Unterwasser-Action. Die theoretischen Abläufe ähneln dem Muttersport auf dem Rasen. Zwei Teams kämpfen im tiefen Teil des Schwimmerbeckens darum, einen mit Salzwasser gefüllten Ball im gegnerischen Korb zu versenken. Diese befinden sich auf dem Grund in einer Tiefe von mindestens 3,55m. Ein ganz besonderes sportliches Add-On: „Es ist der einzige Sport, der drei-dimensional gespielt wird – oben, unten, rechts, links, vorne, hinten“, schmunzelt Georg Petrat, wohl wissend welche Herausforderung es ist, seine Orientierung unter Wasser zu trainieren. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal: Unterwasser-Rugby wird gemischt gespielt. Der TC Sepia setzt diese Vielfalt vorbildlich um – von Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen im Alter von durchschnittlich 14 bis 70 Jahren. Ein Blick vom Beckenrand verrät: Neben aller physischen und physikalischen Auffälligkeiten findet man in den heiligen Hallen des TC Sepia vor allem eins: Hingabe und den Eintritt in eine, wortwörtlich, neue Dimension sportlicher Herausforderung.

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